Luftakrobaten am Hangensteiner Hof

Vom 30.05. bis 04.06. fand am Segelfluggelände Hangensteiner Hof des FSC­Mühlacker der erste vereinsinterne Kunstflug­Lehrgang statt. Die Idee hierzu wurde schon lange zuvor geboren. Mitte 2022 hatten einige Vereinskollegen das Verlangen, die Kunstflug­-Berechtigung zu erwerben. Möglichkeiten hierfür gibt es bei den bekannten Kunstflug­-Hochburgen Hayingen und Blumberg eigentlich zu genüge. Doch wozu den „weiten“ Weg in den Baden­-Württemberger Süden auf sich nehmen, wenn man das auch vor Ort am heimischen Flugplatz machen könnte?

Teilnehmer vom Kunstfluglehrgang

Beste Vorraussetzungen

Mit Eberhard Holl, aktiver Wettbewerbspilot und Mitglied der deutschen Segelkunstflug­-Nationalmannschaft Unlimited hat der FSC einen extrem erfahrenen Kunstflieger direkt in den eigenen Reihen. Nach einem kurzen Gespräch konnten wir Ebi sofort dafür begeistern und in die Planung für den Lehrgang gehen. Wenige Telefonate später war auch Uwe Langer von der LSG Rheinstetten als zweiten Fluglehrer mit im Boot und zusätzlich zur vereinseigenen ASK21 die ASK21b „Rollmops 2“ des BWLV­-Kunstflug­-Förderverein für unser Vorhaben organisiert. Zwei Flugzeuge verteilt auf 5 Lehrgangsteilnehmer erfordern jede Menge F­ Schlepps, da zum Erwerb der Kunstflug­ Fortgeschrittenen­-Rechte min. 20 Starts oder 5 Std. Flugzeit je Teilnehmer vorgeschrieben sind. Dies ergibt also rund 100 Starts verteilt auf 6 Lehrgangstage. Die vereinseigene Super Dimona konnte dies auf keinen Fall alleine schaffen, weshalb weitere Unterstützung vonnöten war. Durch Ebis großes Netzwerk, waren schnell drei weitere Schleppmaschinen samt Piloten von der Luftsport­-Gruppe Bruchsal (Super­Dimona), der Segelfliegergemeinschaft Backnang (Dynamic WT9) und Fliegergruppe Mosbach (Dynamic WT9) organisiert. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die Unterstützung bei unserem Vorhaben! Ende Mai war es dann endlich soweit. NOTAM, Flugplan und Flugverkehrsfreigabe sowie die Erweiterung unserer ATO waren nur noch Formsache und das Wetter zeigte sich nach wochenlangen Regenschauern im März und April von seiner allerbesten Seite! Was die sonst weite Strecken fliegenden Teilnehmer normalerweise nicht gerne sehen war in dieser Woche das Beste was uns passieren konnte. ­ Strahlender Sonnen­ schein, leichter Wind und quasi keine Bewölkung, welche uns in der Kunstflug­-Box stören könnte.

Und die Welt steht Kopf!

So starteten wir am ersten Lehrgangstag in die erste Übung und diese hatte es direkt in sich. Ein Tag fast ausschließlich im Rücken­flug. Mit unzähligen Stunden Streckenflug­-Erfahrung im Flugbuch, fühlt man sich das erste mal auf dem Rücken wie der sprichwörtlich erste Mensch auf der Welt. Orientierungslos, planlos, hilflos. Einfachste Dinge wie „Fahrt und Richtung halten“ werden zur Mammutaufgabe, an Kurven fliegen gar nicht zu denken. Doch wie üblich steigt mit der Übung das Vertrauen sowie Können und schon bald fühlte sich die bisher komplett fremde Fluglage vertraut und schon fast ein wenig normal an. Tag zwei nutzten wir zur Trudeleinweisung auf dem von Ebi und Uwe mitgebrachten Fox, welchen beide zusammen mit weiteren Anteilseignern in einer Haltergemeinschaft betreiben. Verglichen zur ASK21, ist der Fox ein echtes Rennpferd. Rollrate, Agilität, Geschwindigkeitsbereich, erlaubte G­-Lasten, alles deutlich extremer als in der ASK21. Der Vergleich Bus vs. Sportwagen trifft es vermutlich recht gut. An Tag drei folgten erstmals kombinierte Figuren. Mit Manövergeschwindigkeit von ca. 180­-200 km/h eingeleitet geht es beim Abschwung zu erst in den 30° Steigflug, Linie zeigen und via halber Rolle in Rückenfluglage. Anschließend gilt es wieder Linie zu zeigen um dann bei rund 110km/h oder weniger mittels einem halben Looping in Normalfluglage herauszuziehen. Klingt simpel, hat es unter Berücksichtigung der vielen Kriterien im Wettbewerb aber in sich! Looping­Radius, Rollgeschwindigkeit, Po­sitionierung, Streckenlänge, Richtungs­treue etc. fließen als Wertungs-­Kriterium in jede einzelne Figur mit ein und sorgen unter Umständen schnell für eine „Soft­Zero“ (viele Einzelfehler, welche in Summe zur Null­ Wertung einer Einzelfigur führen können).

Startvorbereitung

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In den darauf folgenden Tagen wurden weitere Figuren wie Looping, Rolle und Turn in den Trainingsplan mit aufgenommen. Nachdem die Teilnehmer immer vertrauter mit den Figuren waren und stets sichere, kontrollierte Flüge zeigten, war es an der Zeit erste Alleinflüge zu absolvieren, immer unter wachsamen Augen der Fluglehrer vom Boden aus beobachtet. So konnte schon am Donnerstag der erste Prüfungsflug erfolgreich absolviert und anschließend weitere, noch komplexere Figuren geübt werden.

Nach der Pflicht folgt die Kür

Leonie Muthsam und Louis Minberg zeigten souveräne Prüfungsflüge und freuen sich über den Erwerb der Kunstflug­ Fortgeschrittenen­-Rechte. Das bei den Fortgeschrittenen­Rechten nicht Schluss sein muss zeigten Jochen Strubel und „Weiterbilder“ Rolf Schulzek. Beide konnten im Laufe des Lehrgangs das Bronzene Leistungsabzeichen des DaeC im Segelkunstflug ablegen.

Ohne Theorie gehts nicht!

Neben dem praktischen Teil gab es natürlich auch einiges an Theorie zu lernen. Mit NOTAMs, Flugplan, Flugverkehrsfreigabe hat der „Hobby­-Segelflieger“ üblicherweise nicht all zu viele Berührungspunkte und auch zu Betriebsgrenzen der geflogenen Segelflugzeugmuster, Notverfahren, menschlichem Leistungsvermögen und allgemein dem Thema Technik, gab es viel zu lernen. Die Theorie folgte üblicherweise im Anschluss an den Flugtag.

Fortsetzung? Aber bitte!

Nach 6 Tagen täglichem Fliegen von 9-­18 Uhr, waren die Teilnehmer sichtlich erschöpft, dennoch meldeten sich schon während des Lehrgangs einige weitere Interessenten für eine Fortführung des Lehrgangs am Hangenstein! Dank der großen Bereitschaft der Vereinsmitglieder und auch genannter Nachbarvereine war die Durchführung erst möglich. Hierfür bedanken wir uns an dieser Stelle nochmals recht herzlich!

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