Mit dem Duo-Discus in der Schwarzwald-Welle

In ungeahnte Höhen sind die Mühlacker Segelflieger am vergangenen Wochenende mit ihrem neuen Vereinssegelflugzeug vorgestoßen. Durch den starken Ostwind konnte sich über dem Schwarzwald ein meteorologisches Phänomen ausbilden, das als „Lee-Welle“ bekannt ist. Stellt sich einer kräftigen Windströmung  ein Hindernis -hier der Schwarzwald- quer in den Weg, dann wird die Strömung nach oben über dieses hinweg gelenkt und dadurch im Idealfall zu vertikalen Schwingungen angeregt. 

Im Lee des Schwarzwalds, zum Beispiel über dem Murgtal zwischen Gaggenau und Forbach oder über der Hornisgrinde und der Schwarzwaldhochstraße, können die Segelflieger die nach oben schwingende Luft für spektakuläre Flüge nutzen. Und dies zu einer Jahreszeit in der die Flugzeuge sonst eher am Boden in ihrem Anhänger stehen. Thermik ist nämlich in den Wintermonaten Mangelware.

Am vergangenen Samstag gingen Julian und Jürgen Klemm vom Hangensteiner Hof aus in die Luft. Schon um kurz nach 9 Uhr starteten sie im Schlepp des Motorseglers und wurden von Schlepppilot John Griesbacher in Richtung Murgtal gezogen. Dort fanden sie auch gleich die aufsteigende Luftmasse und stellten den Flieger wie einen Drachen gegen den Ostwind, der mit über 70 km/h über den Schwarzwald blies. 

In 3000 m Höhe war erst einmal Schluss, denn der Luftraum oberhalb dieser Höhe ist normalerweise den Verkehrsflugzeugen vorbehalten. Jetzt galt es erst einmal mit der Flugsicherung zu verhandeln. Die Fluglotsen zeigten sich aber sehr kooperativ, und so gelang es ein spezielles Wellensegelfluggebiet über dem Murgtal zu aktivieren, in welchem nun Flughöhen bis 4200 m erlaubt waren. Allerdings musste dazu ständiger Funkkontakt mit den Fluglotsen in Langen gehalten werden. 

Bis zum Kandel östlich von Freiburg trug die Welle den „Duo-Discus“ an diesem Samstag in den Süden. Nach über sieben Stunden und 444 km Flugstrecke waren die Mühlacker Flieger um 16.46 Uhr, zwei Minuten nach Sonnenuntergang, wieder am Boden. Es war schon fast dunkel, als das Flugzeug im Anhänger verstaut war.

Am Sonntag starteten sogar zwei Teams des Flugsportclubs zu weiteren Höhenflügen. Roger und Alexander von Bank sowie Eckhard Völlm und Stefan Sichert hatten sich warm angezogen und die Sauerstoffflasche im Flugzeug verstaut. Bei Flügen über 3000 m ist die Mitnahme von künstlichem Sauerstoff ein Muss. Beide Teams erreichten an diesem Sonntag Höhen von über 4000 m im Lee der Hornisgrinde. Ein atemberaubender Ausblick, der sogar die Temperaturen von unter -10 Grad vergessen lässt, eröffnet sich den Piloten in dieser Höhe.

Der neue „Duo-Discus“ des Flugsportclubs hat somit eine weitere Feuertaufe bestanden und die Mühlacker Flieger fiebern schon jetzt der Flugsaison 2019 entgegen, in der das Flugzeug sein ganzes Potential entfalten kann.